Rezensionen - Morphios
Renald Mienert DURP - eZine from the progressive ocean
Vorab
Sooo ein progressives Niemandsland ist die Schweiz ja nun gar nicht. Auch DEEP THOUGHT aus Basel haben sich dem Prog verschrieben, und dass schon seit einigen Jahren. Nach diversen Schwierigkeiten das Line Up zu komplettieren kam man 1998 endlich dazu das Debüt in Eigenregie aus CD zu löten.
Rezension
Gar nicht mal so übel, was die Eidgenossen da abliefern. Zwar hat die CD schon diesen Touch von alles selbst gemacht, was beim Artwork beginnt (was ja nicht ganz so dramatisch ist) und beim Sound aufhört (was dann doch schon Punktabzug bringt), aber was man musikalisch zum Besten gibt, kann sich durchaus hören lassen. Man gibt als Vorbilder zwar Marillion & Co. an, aber hält doch gebührenden Abstand, so dass man sich um den den "Nur Abklatsch" - Vorwurf eigentlich keine Sorgen machen muss. Ruhige, melodische Passagen überwiegen, gelegentlich wird man auch mal im Ansatz rockiger oder komplex. Auch der Gesang geht in Ordnung, und ich habe mich mehrmals gefragt, wie das Album wohl klingen würde, wenn die Songs richtig schön fett produziert wären. So fehlt dem Ganzen etwas das Feuer unterm Hintern, und die Stücke laufen Gefahr unter der Rubrik "ganz OK, aber kein Überflieger" abgehakt zu werden. Sehr lobenswert sollte noch erwähnt werden, dass die CD einen CDR - Part enthält mit einer offline-Version der Deep Thought - Homepage.
Fazit
Auch wenn dieses Album wohl nicht für allzuviel Aufsehen sorgen wird, so sind es genau diese Bands aus dem Underground, aus denen auch immer mal wieder eine Gruppe wie Spock's Beard entsteht. So weit werden es Deep Thought wohl nicht bringen, allerdings hat die Band einiges Potenzial und so sollte man sie nicht aus dem Auge verlieren.
Wertung: 5 von 10
Werner Wachtarczyk Progressive Corner of Switzerland
Und es gibt noch mehr Progressive Rockbands in der Schweiz, Deep Thought kommen aus Basel. 1993 wurde Deep Thought von Marcel Oehler (Gitarre) und Dominik Pfleghaar (Keyboards) gegründet, nach einigen Besetzungswechseln wurden mit Domink Rudmann (Bass), Martin Altenbach (Schlagzeug) und Patrick Merz (Gesang) die passenden Musiker gefunden.
1998 ist das Demoalbum Morphios eingespielt worden. Mit irgendeiner anderen Band kann man Deep Thought eigentlich nicht vergleichen, auch wenn Sie sich nach eigenen Angaben stilmässig an Kansas, Genesis, Marillion oder Arena anlehnen. Ausser ein paar Keyboardakkorden und Gitarrenriffs, die evtl. an die genannten Bands erinnern kommt das ganze doch mit einer rechten Portion Eigenständigkeit aus den Boxen.
Der Titelsong Morphios wird mehrheitlich vom Keyboard und Schlagzeug dominiert, eine recht interessante Mischung auch wenn mir an manchen Stellen die Kompaktheit fehlt, doch alles in allem kein schlechter Song. The Land of Neverending Rain, beginnt wiederum mit viel Schlagzeug, Percussion und eher ruhigem Gesang, interessant der Instrumentpart etwa ab Songmitte, kann gefallen. Dem melodischem Instrumental Grave folgt eine verspielte und zugleich sehr experimentelle Nummer namens Waiting for Darkness. Irgendwie schaffen es Deep Thought eine Menge verschiedene musikalische Elemente zu verknüpfen. Gone ist dann eher ein Pop denn Rocksong. Richtig schön in Richtung Prog geht das über 9-minütige Instrumental Silent Four, anfangs mit orientalischem Touch und vielen Tempowechseln, schön groovig ab der vierten Minute, das fägt ("Das fägt" heisst auf gut Deutsch, das macht Spass, das gefällt.). Mit Inside the Dune folgt noch eine instrumenale Nummer, zwar nicht ganz so dramatisch wie Silent Four, dafür mit herrlichen Melodiebögen und etwas Bombast. Mit wunderschönem Gesang wartet Yearning auf, echt starke Keyboardsolis machen den Song richtig ansprechend. Mit Anything You Want, der letzte Song des Albums wird noch eine kurze Rocknummer mit 70er Anleihen zum Besten gegeben.
Fazit: Wenn man von der Soundqualität mal absieht, ist Morphios nicht schlecht, was mich persönlich nicht unbedingt anspricht, ist die Tatsache, das die Songs in zu viele verschiedene Stilrichtungen gehen, was dem Album als Ganzes nicht unbedingt zu gute kommt. Und, einige Songs kann man nicht wirklich als progressiv bezeichnen (was nicht heissen soll, das sie deshalb nichts fürs Ohr sind). Das Deep Thought aber auf dem besten Weg sind eine Progressive Rockband zu werden, beweisen Silent Four, Inside the Dune und Yearning, wobei Silent Four die Nummer schlechthin ist. In Kürze wird das zweite Album von Deep Thought erscheinen, und aus ziemlich sicherer Quelle weiss ich, das bei den Aufnahmen viel mehr Zeit genommen wurde und die Band progressiver denn je ist.
77 von 99 Punkten